Herzensprojekte
Aktuell habe ich ein Projekt, dass ich regelmäßig verfolge. Weiter unten steht ein weiteres, daß ich im Dezember 2019 beendet habe.
Vielleicht inspiriert es den ein oder anderen zu eigenen Initiativen. Ich kann nur jedem raten, der sich nach Sinn im Leben sehnt - und z.B. in seinem Job aktuell keinen finden kann - sich ein eigenes Projekt zu kreieren. Oder sich an vorhandenen Projekten zu beteiligen.
Denn auch wenn es unbezahlt ist: die Wirkung in meinem Leben ist unbezahlbar!
Um eins gleich vorweg zu nehmen: ich engagiere mich nicht aus altruistischen Motiven. Das könnte daran liegen, daß ich Altruismus, im Sinne der angenommenen Uneigennützigkeit, für eine Illusion halte. Ich glaube, daß Menschen - egal was sie tun - einen Zweck, eine Absicht verfolgen. Der Zweck, der Nutzen kann unbewußt sein und ist oft ganz unspektakulär.
Es geht um ein gutes Gefühl. Gebraucht werden, wichtig sein, etwas Beitragen zu wollen und Sinn sowie Selbstwirksamkeit erfahren.
Auch der Liebe zum Menschen zu folgen und z.B. Zuwendung und Trost geben zu können, hinterlässt ein gutes Gefühl. Bei mir. Und vielen Anderen, die sich ehrenamtlich engagieren. Den eigenen Werten und Bedürfnissen auf diese Weise nachzugehen, kann sehr erfüllend sein.
Das macht ein solches Engagement in meinen Augen nicht weniger wertvoll. Es reduziert nur den Durchmesser des Heiligenscheins. ;-)
Projekt Nr. 1
Co-Coaching mit einer Gleichgesinnten nach den
Prinzipien des Diamantschneiders
Co-Coaching ist ein Begriff, den ich erst seit kurzem kenne. Das Prinzip des Diamantschneiders ebenfalls. Aus der Kombination ist ein Projekt entstanden, das seit Juni 2019 läuft.
Wie so oft in meinem Leben, gab ein Buch den Ausschlag. Über „Das Karma der Liebe“ kam ich zu „Der Diamantschneider: Die Weisheit des Diamanten. Buddhistische Prinzipien für beruflichen Erfolg und privates Glück“ - beide von Geshe Michael Roach. Ich wäre von alleine nicht drauf gekommen - der Titel…nun, ich hätte einfach nicht reagiert.
Zum Glück gibt es Freunde, die Empfehlungen aussprechen und Päckchen schicken mit guten Büchern drin. ;-)
Wer wissen möchte, wie ein Mönch aussieht, der ein Unternehmen mit ins Leben gebracht hat, das millionenschwere Umsätze macht und mittlerweile von Warren Buffet gekauft wurde, der schaue diesen TED Talk an. Hier lernst Du Geshe Michael Roach etwas besser kennen, einen Mann, der über 20 Jahre im tibetischen Kloster verbracht hat:
Dauer: 21:04 Minuten
Sprache: Englisch
Durch das Buch bin ich auf ein 4-Schritte-System aufmerksam geworden, daß einen nicht-linearen Weg vorschlägt, um die Ziele zu erreichen, die ich für mein Leben als wesentlich erkannt habe.
Nicht-lineare Wege zu Deinen Lebenszielen
Die 4 Schritte nach dem Diamantschneider-Prinzip
Meine goldene Zukunftskomplizin (oder Coach oder karmischer Partner - nenn es, wie Du willst) und ich haben den Rahmen für uns auf folgende Weise erweitert:
Für mich funktioniert diese Struktur prima. Ich weiß, daß mein Coach nachhakt. Und ich habe „mein Wort“ gegeben. Bei jemanden wie mir, mit einer ausgeprägten Verlässlichkeit in der Persönlichkeit, ist eine solche Struktur genau das Richtige.
Der Verpflichtungsteil mit wöchentlichen Aufgaben/ToDos und die Geldstrafe sind keine Bestandteile des Diamantschneiderprinzips. Wir haben uns für diese Form entschieden, weil sie uns gefällt und wir sie so als sinnvoll erachten.
„Regelmäßigkeit. Sich verpflichten.
Ermutigung erfahren.
Hinfallen und Aufstehen.
100.-€ Strafe zahlen, weil ich nicht
meditiert habe. Autsch!“
Das alles zusammen wirkt.
Es bringt mich dazu um 6h aufzustehen und joggen zu gehen. Diese Commitments lassen mich Mails schreiben und Anrufe tätigen, vor denen ich mich sonst ewig herumdrücke.
Vieles auf meiner Webseite wäre vermutlich noch nicht geschrieben worden, gäbe es unsere Diamantenschmiede nicht, wie wir es nennen. Und das finde ich wunderbar.
31.10.19 Update: die Wirkung unserer Arbeit fängt an, sich in meinem Alltag zu zeigen. Und ich finde es SO großartig!!!
Der Diamantschneider
Die Weisheit des Diamanten
Buddhistische Prinzipien für beruflichen Erfolg und privates Glück
Geshe Michael Roach
Projekt Nr. 2
Havening als Methode zur Stressreduktion
mit weiblichen Häftlingen
Dieses Projekt began im Juni 2018. Zu dem Zeitpunkt startete ich einen Pilot in einer Justizvollzugsanstalt - mit offenem Ende. Ich wußte weder ob und wie die Gefangenen das Angebot aufnehmen würden, noch hatte ich irgendwelche Erfahrungen im Strafvollzug.
In Absprache mit Leitung und Fachkräften stellte ich meine Idee auf der Frauen-Abteilung vor. Mit dem Testballon zum Thema „Stressabbau mit Havening in der Gruppe“ etablierte sich ein Projekt unter besonderen Bedingungen. Und das sind sie wirklich, die Bedingungen. Besonders.
Meine Überlegung war, daß die U-Haft extreme Stressfaktoren mit sich bringt. Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Haft-Schock und Gefühle von Ohnmacht und Ausgeliefertsein in erhöhtem Maße. Insbesondere für Frauen mit Kindern, deren Versorgung unklar ist.
Mit Havening als einer Methode im Werkzeugkoffer, die in der Regel schnelle Ergebnisse brachte, fühlte ich mich gut ausgerüstet.
Ich arbeitete dort wöchentlich mit Insassinnen, die sich in Untersuchungshaft befanden. Es gab Tage, da kam nur 1 Teilnehmerin. Oft waren wir zu dritt, maximal waren es 5-6 Personen. Von 11 Plätzen auf der Gesamten Abteilung immerhin die Hälfte.
Interessant war, daß ich nie das Gefühl hatte, nichts tun zu können. Auch wenn nicht jeder Termin gleich erfolgreich verlief und ich auch schon mal Konflikte schlichten sollte. Was mir nicht besonders gut gelungen ist. Stühle sind immerhin nicht geflogen. Lag aber wohl eher am Gewicht des Stuhls. ;-)
Was soll ich sagen: ich hab mein Projekt geliebt!
Und ich hab viel gelernt. Ich hab mein Bestes gegeben und viel zurückbekommen. Wirklich. Und manchmal kam ich auch todtraurig nach Hause. Hab die Flügel hängen lassen und hatte das Gefühl, nicht genug für die Frauen tun zu können. Einfach war dieses „System Gefängnis“ nicht auszuhalten.
Dieses Projekt habe ich nach 1,5 Jahren im Dezember 2019 mit etwas Wehmut aber dem Gefühl von Stimmigkeit beendet. Die motivierten Insassinnen waren „draußen“. Unter den Verbliebenen gab es keinen Bedarf mehr - ein klares Zeichen für mich loszulassen und weiterzugehen.